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Huch. Nun weiß ich nicht, was ich schreiben soll. Viele Dinge sind in diesen letzten Tagen passiert. Glücklicherweise habe ich eine Liste in meinem normalen Tagebuch gemacht, aber sie war nur für den 30. Juni. Deshalb werde ich von dieser Liste schreiben und dann werde ich ähnliche Punkte der letzten Tagen erzählen.

30 Juni 2016
• Es war schön, wieder in Prag zu sein. Ich dachte an meine erste Reise nach Prag mit Austauschschülern vor drei Jahren und was ich damals gemacht habe. Ich konnte nicht glauben, dass sie nicht dabei waren (besonders meine besten Freundinnen). Drei Jahre ist das her, aber es fühlte sich so an, als wäre keine Zeit vergangen. Ich frage mich, wo sie jetzt sind und was Neues in ihren Leben gibt. Sicher bin ich ein anderes Mädchen als das, das Prag damals zum ersten Mal gesehen hat. Allerdings hat sich meine Meinung über Prag nicht geändert–Prag bleibt eine Stadt, die für mich sehr schön ist, mit der ich viele gute Erinnerungen verbinde.
• Neben der Karlsbrücke mussten einige Leute der Gruppe Geld abheben. Ich habe etwas Unverständliches gesehen, und deswegen habe ich Gernot gefragt, “Warum gibt es die Polizei?”
Wahrscheinlich habe ich einen lustigen Satz gesagt, denn Gernot antwortete mir: “Für die Sicherheit. …ah, ist das eine philosophische Frage?”
Ich weiß nicht, Gernot. Es gibt schon zu viele Philosophen (wie den Unbekannten vor dem Café Stadtkind); die Welt keine zusätzliche Philosophin wie mich.
• Ich habe vergessen, warum ich das gesagt habe, aber beim Abendessen habe ich zu Leib gesagt, “‘Weird’ is relative.” Dann hat er mich gefragt, “Is das etwas, das Salvador Dali gesagt hat?” OMG das hat mir so gefallen, das zu hören!! Salvador Dali ist ein Vorbild für mich. Es war echt ein Kompliment.
• Lieber Gernot,
  Es tut mir Leid, dass ich dich enttäusche. Dass mein Leben so laaaangweilig ist. Wenn ich Geheimnisse hätte, würde ich dir alles erzählen, aber es gibt gar keine. Ich bin ein gutes, süßes, perfektes Mädchen, das für dich nie interessant genug sein wird. Und das ist sehr entschuldigend. Ich habe Lust zu weinen, es ist wirklich so traurig.
 Bevor ich dich noch mehr enttäusche, laß mich dir sagen, dass es in den nächsten Wochen wird nicht “Sex, drugs, and rock and roll” in meinem Leben passieren. Wer weiß, was in diese Tagebüchern geschrieben werden? Sicher nichts Anstößiges. Und für mich gibt es nichts Tragischeres. Ich hoffe von ganzem Herz, dass du mir verzeihen kannst.

 Mit allen Entschuldigungen der Welt,
 Amanda

1 Juli 2016
Ich habe einen Rat in einer Gay Bar (die “Saints” hieß) mitbekommen.
Ein griechischer Barkeeper hat zu einem australischen-französischen Freund von mir gesagt, “Go for Latinos!” (Wie würde man “to go for” auf Deutsch sagen?)
Das entspricht auch meiner Erfahrung. Schon wusste ich, was ich nächstes Jahr in Bolivien machen werde. (Natürlich meine ich "Forschung für meine Abschlussarbeit.")
Später am Abend habe ich “Danke!” auf Griechisch zum Barkeeper gesagt.
Er denkt, ich habe mich für das Getränk bedankt. Aber nein, eigentlich habe ich das für den Rat gesagt.

2 Juli 2016
Im Zug haben wir ein Spiel gespielt. Es war meine Idee und es kam aus einem Spiel, das ich gern mit meinen Freunden in Harvard spiele. Es heißt “Paranoia."
In “Paranoia” braucht man eine Gruppe. Die Leute sitzen in einem Kreis, und es gibt jemanden, der das Spiel anfängt. Diese erste Person fragt die Person neben ihr etwas wie: “Wer in unserer Gruppe würde am ehesten eine Bank ausrauben, eine Banane benutzend?” Aber die Person, die die Frage stellt, muss sie flüstern. So weiß niemand außer dem ersten Paar, was die Frage ist. Dann sagt die zweite Person den Namen von jemandem. (Einmal hat ein Freund von mir “Amanda” für diese Frage gesagt, zum Beispiel. Jetzt weißt du, Gernot, warum ich gern Bananen esse.)
Nachher wirft man eine Münze. Wenn sie “Kopf” zeigt, muss die Frage vor allen enthüllt werden. Wenn sie “Zahl” zeigt, bleibt die Frage vor allen den anderen Personen geheim. (Verstehst du jetzt, warum das Spiel “Paranoia” heißt?)
Es war sehr lustig, Paranoia mit Sofya, Becky, Steffan, Leib und Brooke zu spielen. Oft war Steffan die Antwort auf die Fragen. Meine Lieblingsfrage war, “Wer würde am ehesten einen Nobelpreis gewinnen?” und Becky hat “Amanda” gesagt. Sie dachte an den Friedensnobelpreis, weil ich viele Fremdsprache kann und weil ich gern reise, um andere Kulturen und Leute kennen zu lernen. Ja, das klingt gut. Zumindest glaubt Becky, dass ich etwas mit meinem Leben mache! (Nicht wie einige Leute…ich schaue dich an, Gernot…)

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